Dienstag, 5. April 2016

Endorphinbaterrie



Es ist die Frage nach dem Glück im Leben, nach dem Rezept zum Glücklichsein, die selbst die klügsten Männer der Weltgeschichte verzweifeln ließ und auch immer noch lässt. Nur über wenig Anderes wurde so oft diskutiert und philosophiert. Doch alles Grübeln hat noch kein Handbuch zum Glücklichsein hervorgebracht. Wie denn auch? Hier auf der Straße lässt es sich aber auch eher weniger gut nachdenken. Begeben wir uns doch erst einmal gemeinsam in ein kleines, etwas in die Jahre gekommenes Café am Straßenrand, setzen uns in den Schatten, halten dennoch die Nase etwas in die Sonne und beobachten die vorbeiziehenden Menschen während wir auf eine bereits bestellte Erfrischung warten. Halten wir einmal Ausschau nach einem Rezept zum Glücklichsein, einer Möglichkeit auf Knopfdruck glücklich zu sein. Halten wir Ausschau nach einer Endorphinbatterie.

Wenn man die vorbeiströmenden Menschenmassen so beobachtet bemerkt man recht schnell wie unterschiedlich die Menschen alle sind. Zum Beispiel läuft dort hinten an der Ecke ein hoch gewachsener Mann in Anzug und Krawatte mit schnellem Schritt an einer eher kleineren Frau vorbei, die ihr ungeduldiges, noch junges Kind an der Hand hält. Und so verschieden wie diese Menschen sind, sind es auch ihre Vorstellungen von Glück. Der Mann zum Beispiel. Was bedeutet es für ihn glücklich zu sein? Nun eventuell hatte er heute Morgen beim Anzug anziehen bemerkt dass seine Lieblingskrawatte nicht im Schrank hing, was ihm den Tag schon fast vermiest hätte. Doch er fand sie dann doch auf dem Kleiderstapel im Wohnzimmer,- fertig gebügelt. Beim Anblick der Krawatte hat sein Körper ganz viele kleine Endorphine ausgeschüttet. In diesem Moment war er glücklich, weil er das anziehen konnte was ihm gefällt und worin er sich wohlfühlt. Das hat dann möglicherweise auch dazu geführt dass er hoch motiviert zur Arbeit erschienen ist und sich sofort für ein Beratungsgespräch bei einem Kunden angeboten hat. Sollte dies heute Mittag erfolgreich sein wird er mit Sicherheit auch wieder voller Endorphine sein und ganz glücklich sein etwas erreicht zu haben, und natürlich auch weil er sich auf seine Prämie freut.
Der Mann ist jetzt um die Ecke verschwunden und die Frau kommt mit ihrem Kind an uns vorbei. Wir sehen dass der Kleine quengelt und fast anfängt zu weinen. Seine Mutter ist sichtlich genervt und unruhig. Wie sieht wohl ihre Vorstellung von Glück aus? Es ist wohl offensichtlich, dass eine gebügelte Lieblingskrawatte und ein Geschäftsmeeting sie nicht wirklich glücklich machen würden. Ihr würde vermutlich eine Auszeit gut tun. Wir wissen ja nicht ob sie schon den ganzen Tag und vielleicht auch die Nacht davor mit ihrem weinenden Sohn zu kämpfen hatte. Aber ein bisschen Ruhe, ein Moment zum abschalten, in dem sie sich um nichts sorgen oder kümmern muss würden ihr bestimmt gut tun. Nun gut, wir beschließen ihr also eine Freude zu machen und sprechen sie an ob sie nicht vielleicht Lust hat sich mit ihrem Sohn zu uns zu setzen. Siehe da, sie nimmt die Einladung dankend an und setzt sich. Wir bestellen ihr also einen Kaffee und nehmen den kleinen Jungen zwischen uns. Es ist schon alt genug um zu sprechen und fragt uns wer wir seien. Aus der dabei zustande kommenden Unterhaltung erfahren wir das seine Mutter alleinerziehend ist und das er, der Sohn, eigentlich gar keine Lust hatte heute nach draußen zu gehen. Doch wir wissen wie wir Kinder glücklich machen können und bestellen ihm ein Schokoladeneis. Es verfehlt seine Wirkung nicht: Strahlende Augen, Endorphine im Körper und eine verschmierter Mund voll Schokolade. Die Mutter sieht ihr Kind gut behütet und fragt ob sie schnell ein paar Einkäufe erledigen könnte. Wir haben damit kein Problem und passen solange auf den Kleinen auf. Somit haben wir der Mutter ein paar ruhige Minuten verschafft und auch sie glücklich gemacht. Zusammen mit dem schmatzenden Jungen beobachten wir weiter die Leute. Wir sehen ein paar Teenager mit Handys. Ein Mädchen lächelt beim Blick auf den Bildschirm, vielleicht eine Nachricht vom Schwarm, die sie so glücklich macht? Ein Junge neben ihr schaut eher traurig auf sein Handy. Vielleicht hat er eine Absage bekommen oder der Akku ist fast leer. Wir wissen es nicht genau aber wir erkennen, dass Glück und Unglück ziemlich nah bei einander liegen können. Unser Blick streift weiter durch die Umgebung. Ein paar Meter entfernt von uns sitzt ein etwas älteres Rentnerpärchen auf der Holzbank zwischen den beiden Rosensträuchern. Sie betrachtet verträumt die Blumen während er sie schwärmend anschaut. In diesem Moment sind wohl beide durchaus zufrieden und glücklich. Sie genießen das Leben in vollen Zügen und auch ihre Zweisamkeit. Liebe zueinander macht sie glücklich. Und wenn ich ehrlich bin, mich auch etwas. Es ist einfach toll anzusehen wie Menschen lächeln und zeigen dass es ihnen gut geht. Als ich die anderen von unserer Gruppe auf das Pärchen aufmerksam mache stoße ich auf „ooooohs“ und „Oh wie süß“ Aussagen. Ich bin also nicht allein. Unser kleiner Kumpel zwischen uns ist mit seinem Eis fertig und beobachtet nun mit uns zusammen die Menschen. Plötzlich zupft er mich am Ärmel und zeigt mir einen jungen Mann, vielleicht ein Student, der mit Kopfhörern die Straße entlang läuft und kurz in der Sonne stehen bleibt. Er holt das Handy aus der Tasche, ändert den Song und läuft weiter, direkt an uns vorbei, bis er auf einmal anfängt zu hüpfen, Tanzen und zu singen. Es klingt etwas schräg und als er bemerkt hat, dass er laut gesungen hat, schaut er etwas beschämt zu uns. Doch ich signalisiere ihm dass alles Super ist und mit einem Lächeln bemerke ich seinen guten Musikgeschmack. Ihn macht Musik also so glücklich, dass er es gar nicht verbergen kann. Und ja, mich hat es wieder gefreut zu sehen dass er sich wohl fühlt. Der Kleine neben mir anscheinend auch. Er springt auf rennt zu dem jungen Mann und beginnt mit ihm zu Tanzen, insofern man das Gehüpfe Tanzen nennen darf. Ehe wir uns versehen kommen noch ein paar Leute dazu, einer hat mobile Lautsprecher dabei und schon beschallt die Musik den Platz und man tanzt ausgelassen dazu. Ganz ohne Grund, junge und alte Menschen und jeder mit jedem. Ein wundervolles Bild. Der Anzugträger von vorhin ist auch dabei und schenkt mit einem breiten Grinsen seine Krawatte dem jungen Mann, der sie überaus dankend annimmt. Dann kommt auch noch die Servicekraft des Cafés zu uns und meint so einen aufregenden Tag hatte sie schon lange nicht mehr. So kommt es, dass sie dann ihre restlichen Bestellungen leicht tanzend serviert. Damit hat der Student ihren öden Tag wohl etwas aufgeheitert. Im ganzen Trubel haben wir nicht mal gemerkt, dass die Mutter des Kleinen zurück gekommen ist, mit einem großen Lächeln im Gesicht. Sie bleibt noch etwas bei uns sitzen und meint, dass sie es erstaunlich findet wie leicht man jemanden glücklich machen kann. Und auch ihr Sohnemann läuft strahlend auf sie zu und erzählt ihr wie viel Spaß er mit uns hatte. Er sieht dann doch ein, dass er Glück gehabt hat, dass er das Haus mit seiner Mutter verlassen musste und dadurch uns getroffen hat. Wir bekommen leicht rote Wangen, denn das macht uns dann doch etwas Stolz und, wie sollte es auch anders sein?- Glücklich.

 Es ist nicht das was wir wollen, was uns glücklich macht, sondern das was wir haben und das was wir bekommen ohne es zu erwarten. Glück lässt sich nicht pauschalisieren und auch nicht für alle Menschen gleich definieren. Doch alle Menschen können auf die unterschiedlichsten Arten glücklich sein und auch andere glücklich machen. Viel gehört nicht dazu, meistens nur ein kleines Lächeln oder ein Sprung über den eigenen Schatten. Eine Sache ist aber noch ganz wichtig. Wenn ich glücklich sein will, dann muss ich das Glück auch zu lassen. Ich entscheide für mich selbst was mich glücklich macht. Es ist egal wer ich bin, wo ich bin und wie ich bin. Äußere Umstände haben erst einmal keinen Einfluss auf unser Fühlen. Entscheidend ist, wie ich über das Glücklichsein denke. Wie wir bei den ganzen Menschen, die an uns vorbei gegangen sind, gemerkt haben, können alle unterschiedlichen Menschen trotz ihrer Verschiedenheit  zusammen glücklich sein. Und vielleicht machen sie auch ganz ohne große Mühe auch andere glücklich. Im Notfall hilft auch Schokolade. Doch geteilt mit anderen ist sie noch viel besser. Denn im Gegensatz zu Schokolade ist Glück etwas, das sich verdoppelt wenn man es teilt. Aber seien wir jetzt mal ehrlich: Eine Endorphinbatterie gibt es nicht, aber die brauchen wir auch überhaupt nicht. Denn wir sind für uns selbst und für jeden Menschen, dem wir begegnen, eine Möglichkeit und ein Handbuch zum Glücklichsein. Wir können der Grund sein warum andere Menschen glücklich sind. Wir sind für Jeden eine niemals leer werdende Endorphinbatterie. Wir müssen uns nur anschalten.

Mittwoch, 1. Januar 2014

Ein Glas voll Angst



 An: Die, die Angst haben etwas zu ändern. Und an mich: lasst es uns versuchen

„Alter, ohne scheiß! Was zur Hölle willst du hier?“
Dann schlug sein Kopf auf der Tischplatte auf. Dumpf und gewaltvoll. Die sich darauf befindlichen Gläser wackelten mit samt ihrem Inhalt. Mit dem Aufprall war es ruhig geworden. Niemand der Anwesend sagte ein Wort. Einige Blicke wandten sich ab, andere blieben gebannt an der Situation kleben, vielleicht aus Angst etwas verpassen zu können.
„Könntet ihr das draußen klären, Jungs?“, lediglich der Barkeeper traute sich etwas zu sagen. Bestimmend aber trotzdem mit hörbarer Angst.
„Halt’s Maul und schenk nochmal nach. Mein Glas ist leer.“ Der Tätowierte war sich seiner Macht bewusst. Er hatte den Schwächling auf den Tisch geschlagen. „Und du, kleiner Pisser, überlegst dir nochmal ganz genau wen du hier anquatschst.“, wandte er sich an das zusammengekauerte Häufchen Elend vor seinen Füßen.
Der Barkeeper schenkte nach. Doppelter Whiskey, pur.
Mit einem Schluck ließ der Tätowierte ihn verschwinden. Dann ergriff er erneut das Wort: „Aahh.. Hat hier sonst noch irgendjemand ein Problem?“ Niemand antwortete. Er blickte in die Runde. „Angst habt ihr. Gut.“ Gefolgt von einem hämischen Grinsen, das vor Selbstvertrauen nur so strotzte.
„Wir.. haben keins. Aber..“ Die Stimme verstummte abrupt und der Tätowierte schaute sich um, auf der Suche nach der Herkunft der Stimme. Dann bemerkte er, dass sie dem kleinen Haufen zu seinen Füßen gehörte. Genüsslich spuckte er auf den Boden. „Sieh an. Ein kleiner Scheißhaufen wagt es zu sprechen.“Er lachte. „Komm komm, sprich weiter“, lockte er ihn, wie ein Raubtier, das auf seine Beute lauert. „ Wir hängen alle gebannt an deinen Lippen. Was  wolltest du uns sagen?“ Unsanft zog der Tätowierte ihn am Kinn hoch. „SAG ES!“, brüllte er so laut dass es von den Wänden wiederhallte. Dann ließ er seinen Kopf wieder fallen.
Aus einem Keuchen wurde ein Husten, dann konnte man Worte vernehmen. „Wir haben kein Problem. Aber.. Aber du!“ Endlich hatte er es geschafft. So viel Überwindung hatte es gekostet diese Worte auszusprechen. Und noch viel mehr Mut es in seiner Gegenwart zu tun.
Der Tätowierte horchte auf. „Was habe ich? Ein Problem? Ha, dass ich nicht lache.“
 „Und was für eines. Ein gewaltiges“. Das kleine Häufchen zu seinen Füßen regte sich, versuchte aufzustehen. Einige der Umstehenden hatten ihre Blicke an das fragwürdige Szenario gehängt. Was war das für ein Wortgefecht, das sich das ungleiche Paar da vorne am Tresen lieferte?
„Komm, erklär mir das bitte. Wie soll ich denn bitte sehr ein Problem haben? Hast dir wohl den Kopf zu stark gestoßen? Tja, selber Schuld. Vielleicht tut es dir jetzt endlich Leid, dass du mich so respektlos behandelt hast. Barkeeper, noch einer!“
 Mit einer Hand zog sich der junge Mann am Bartresen hoch. „Mir tut nur eins Leid. Und das bist du!“ Er hustete. Alles drehte sich. Das unsanfte Aufeinandertreffen seines Kopfes mit dem Tresen hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Doch er fing sich und schaffte es aufrecht zu stehen.
Nun hafteten sich alle anwesenden Augenpaare an ihn, einige voller Bewunderung, andere fragend. Wusste er nicht was ihn erwartet?
Doch er wusste es.
„Ich tue dir leid? Wie kommst du denn darauf? Siehst du nicht wie überlegen ich dir bin? Ich bin der Held hier. Du hast Angst und, wie sollte es anders sein, kannst du nichts gegen mich ausrichten. Nichts kannst du!“, trotzte ihm der Tätowierte mit einem breiten Grinsen während er mit erwartungsvoller Haltung um sich schaute. Er freute sich auf das, was er als nächstes tun wird.
„Du verstehst es nicht. Genau das ist es. Du bist mir überlegen, aber das macht dich schwach. Du hast keine Angst vor mir, ich vor dir schon. Aber trotzdem stehe ich vor dir, oder?“ Mit jedem Wort richtete er sich immer weiter auf, bis er dem Tätowierten in die Augen schaute. „Ich weiß was du tun willst und kann dich nicht daran hindern. Aber ich weiß dass du auch Angst hast. Du bist eingeschüchtert, weil du nicht damit gerechnet hast dass ich vor dir stehen kann.“ Er ließ die Worte einfach fließen: „Du bist ein feiges Arschloch und hast keine Angst davor mich vor all diesen Leuten hier fertig zu machen. Du hast keinen Anstand, keinen Stolz. Und kein Ziel!.“
Es war ruhig geworden. Den Anwesenden klappte vereinzelt die Kinnlade runter.
Der Tätowierte schluckte. Er wusste keinen Konter. Das hatte gesessen.
„Deshalb empfehle ich dir, dich zu verpissen, nachzudenken und etwas zu ändern.“ Der junge Mann führt seine Hand zu einem Glas auf dem Tresen. Er griff nach dem Whiskey des Tätowierten. Mit sicheren Bewegungen ließ er die glänzende Flüssigkeit im Glas rotieren. Dann blickte er in das Glas. „Zu viel Alkohol ist nicht gut für dich.“ Mit diesen Worten schüttete er dem Tätowierten den Inhalt ins Gesicht. Dann nahm er ein Taschentuch, wischte seine blutende Nase sauber und verließ die Bar. In der Tür drehte er sich noch einmal um:
„Echte Helden haben Angst, aber sie überwinden sie…“

Sonntag, 22. September 2013

Mit jedem Wort

 An: Die schweigsamen da draußen. und an die Schwätzer

Ein schwarzer Fleck auf meiner Haut. Wie ein hartnäckiger Schatten breitet er sich aus. Unheilvoll und drohend. Nach und nach. Und er lässt sich nicht wegwischen. Kein waschen, schrubben oder reiben hilft. Er bleibt immer noch da. Und das obwohl ich doch nur ein Wort gesagt habe. Ohne darüber nachzudenken. Einfach so kam es über meine Lippen. Ich war mir dessen Auswirkungen nicht bewusst. Bis jetzt. Jetzt, als dieses Wort sich vor meinen Augen ausbreitet.
Auf meiner Haut.

Wie oft reden wir einfach drauflos? Wie oft denken wir nicht einmal darüber nach, was als nächstes über unsere Lippen kommt. Zu oft. Jeder kennt dieses Gefühl etwas gesagt zu haben, und es danach sofort zu bereuen. Aber was würde passieren, wenn plötzlich jedes gesagte Wort auf unserer Haut erscheint? Wie ein Tattoo, für immer. Bloß Schmerzfrei. Wie würden wir handeln wenn man uns jedes gesagte Wort für immer vor die Nase setzen würde?
Jeder Mensch würde seine Geschichten, seine Erzählungen und auch sein Leben mit sich herum tragen. Öffentlich und für jeden einsehbar. Man würde die Wortkargen und die Schweigsamen von den Schwätzern problemlos unterscheiden können. Und bei bestimmten Menschen würde man sich fragen: Was hat diesen Menschen dazu bewegt solche Worte auszusprechen? Und wie schafft er es Tag für Tag mit diesen Worten zu leben?
Worte sind mächtig. Sie können jemanden zum lachen bringen, oder zum weinen. Sie können aufheitern, oder traurig machen. Gefühle zum Ausdruck bringen wie nichts anderes. Und letztenendes können sie Leben retten, oder zerstören. Und das geht manchmal schneller als man denkt. Oder man denkt eben garnicht. So wie die meisten Menschen unter uns. Ohne zu überlegen wird hastig etwas ausgesprochen, nur um etwas gesagt zu haben. Und wieder ein neues Wort, ein neuer Satz auf der Haut. Und irgendwann ist sie voll.

Was passiert dann? Was wenn wir so viel reden, dass unsere Haut bald keinen Platz mehr bietet? Nun dann dominieren die starken Wörter. Und dies sind nun mal die traurigsten. Denn an diese erinnern wir uns am längsten. Sie geistern ewig in unseren Gedanken umher und verfolgen uns so auch ewig, auf unserer Haut. Und dann ist irgendwann kein Platz mehr für die Worte und die Geschichten, die das Leben zu dem machen, was es ist. Etwas besonderem. Doch dazu braucht es besondere Worte. Es braucht Zeit zum nachdenken und es braucht Geduld. Geduld um auf den richtigen Moment zu warten. Denn erst im richtigen Moment entfalten Worte ihre wahre Stärke.
Und ich frage mich selbst, will ich für immer meine schlechten Eigenschaften mit mir herumtragen, oder will ich Platz lassen für die schönen Dinge. Für mich steht fest, manchmal ist es besser die Klappe zu halten und anderen das Wort zu überlassen, bis ich mir sicher bin was ich sagen möchte. Es soll aber nicht heißen, dass man Angst vor seinen Worten haben soll. Im Gegenteil! Seid frei indem was ihr sagen wollt, doch seid euch bewusst was ihr sagt. Und manchmal sind die richtigen Worte mit Verantwortung verbunden. Da bleiben die wichtigen Worte meist unausgesprochen. Doch manchmal muss man das Gesicht hinhalten. Denn, wenn dies keiner mehr tut, an wem soll sich die nächste Generation ein Beispiel nehmen? Deshalb habt keine Angst vor dem was ihr sagt, doch seid euch bewusst das man auch mal kräftig in den Arsch getreten werden kann. Dann muss man wieder aufstehen und weiter machen. Denn das ist Stärke. Deshalb bitte ich jeden von euch. Steht zu euren Worten, schweigt die nicht Tod.  Und trotzdem bitte ich jeden Menschen, der sich das noch nicht zu Herzen genommen hat, sich selbst zu fragen:

Wenn jedes Wort das ich ausspreche, für immer auf meiner Haut erscheint. Wäre ich vorsichtiger mit dem was ich sage?

Samstag, 27. April 2013

Wie man Leben rettet



An mich, weil ich weiß warum ich das schreibe. und an euch, damit ihr lernen könnt.

Wohin sollen wir gehen? Wenn wir alleine sind. Und verloren in uns selbst. Wohin sollen wir gehen, wenn uns nichts mehr bleibt?

Mit diesen Fragen beschäftigen sich viele. Lohnt es sich denn noch weiter zu gehen? Was für einen Sinn hat das Leben noch, wenn wir keine Freude mehr spüren? In Momenten, in denen wir alleine sind, was fühlen wir da? Wurden wir wirklich allein gelassen, oder denken wir das nur? Es passiert zu oft, dass man, wenn man sich alleine und unnütz vorkommt, diese Gefühle noch verstärkt. Man will nicht, dass es besser wird. Man will wissen: „Bedeute ich denn irgendjemandem noch etwas?“

Ja, das tut man. Auch wenn es einem nicht so vorkommt. Es gibt immer jemanden dem man etwas bedeutet. Das kann jemand sein, den man vielleicht noch gar nicht richtig kennt. Jemand, der sich in deinem Umfeld aufhält und nur darauf wartet in dein Leben zu treten, wenn du ihn am meisten brauchst. Klingt als würde das Ganze von etwas allwissendem gesteuert werden. Ob das so ist, weiß ich nicht. Aber bei mir war es so. Es gibt da jemanden, den ich lange nicht richtig kannte, obwohl sie sich viel in meinem Umfeld aufhielt. Doch dass sie einmal so wichtig für mich werden wird, wusste ich damals noch nicht. Es war eine Zeit, in der ich nicht wusste wo mir der Kopf steht, geschweige denn wie ich weiter machen sollte. Das, was man Leben nennt, wurde von einer dunklen Wolke bedeckt. Wie eine graue Welle fiel sie darüber her, alles unter sich begrabend. Woher sollte ich wissen, was ich tun soll? Aus einem Meer voller Gefühle, konnte ich die Richtigen nicht mehr rauspicken. Ich wusste nicht mehr welche dich richtigen waren. Bis sie kam. Sie, die mich an der Hand nahm und mich führte. Sie zeigte mir was richtig und was falsch ist. Ohne mich richtig zu kennen wusste sie wie ich bin. Die dunkle Wolke über dem was ich heute mein Leben nenne lichtete sich. Und ohne es zu bemerken, tat ich das Selbe für sie. Wir halfen uns, indem wir für einander da waren. In den Zeiten, in denen wir dachten alleine zu sein. Aber es war jemand da. Wir hatten unsere Leben gerettet. Bis heute bin ich mir nicht sicher ob sie weiß, was sie für mich getan hat. Ich hoffe es, denn für sie lohnt es sich immer weiter zu machen und weiter zu gehen. Sie ist eine derjenigen, für dich ich bis ans Ende der Welt gehen würde. Und das kann jeder von euch auch. Für jemanden da sein. Jemandem zeigen, dass er nicht alleine ist kann ein Leben retten. Es ist nicht viel, und doch kann daraus so viel entstehen. Freundschaften fürs Leben.
 
Sie und ich, wir sind weiter gegangen, dann sind unsere Wege von einander abgewichen. Sie haben sich getrennt. Und wir hatten Angst uns zu verlieren. Das zu verlieren, was wir geworden sind. Ein Herz und eine Seele. Die jeweils bessere Hälfte des anderen. Doch wir werden uns nicht verlieren. Denn ich hoffe sie weiß, dass ich ihren Weg verfolge. Ich folge ihr. Bereite ihr den Weg und führe sie an der Hand. Ohne meinen eigenen Weg zu verlassen. Ich will dass sie weiß, dass ich da bin. Immer noch. Denn so retten wir unsere Leben vor dem versinken in Selbstzweifeln und dem Gefühl des allein seins. Und jemandem so zu helfen, kann jeder. Man muss nur seinen Willen zeigen, man muss um das kämpfen was einem wichtig ist. Man muss um die Leben kämpfen, die einem etwas bedeuten. Denn nur so kann man Leben retten. Mit Mut, Willen und Herz. Man muss für diejenigen da sein, die jemanden brauchen. Und ihnen ein Zeichen geben. Sie heraus holen, aus ihren Gedanken und ihnen zeigen wie schön das Leben sein kann.
Das hast du für mich getan. Und ich für dich. Du bist einer der wichtigsten Gründe, weshalb ich heute so bin, wie ich bin. Du bist der Grund für diesen Brief. Und ich danke Gott jeden Tag dafür, dass er dich zu mir geschickt hat. Und mich zu dir. Es ist sein Plan, dass wir so sind wie wir sind. Wir werden uns nie verlieren, das verspreche ich dir. Denn du bist ein Teil von mir.
Ich wollte dass du diesen Brief liest, damit du siehst, was du mir bedeutest. Und was deine Handlungen ausgelöst haben. Jetzt hoffe ich, dass viele andere auch so handeln. Dass sie in das Leben eines anderen gelassen werden, es verstehen und mit leben können. Ich weiß, dass andere von dir lernen können. Und ich hoffe sie tun es. Denn du weißt, wie man Leben rettet..

Mittwoch, 20. März 2013

Geschichtenschreiber



 An: Alle verlorenen, und an die die wieder zurück finden wollen. Und an alle Geschichtenschreiber, so wie mich..

„Hörst du das?“ „Was?“ Die Stille? Das gelegentliche Läuten der Kirchturmglocken? Oder meine Gedanken? Es ist still. Und alles was ich höre sind meine Gedanken. Ungestüm und ziellos fliegen sie durch meinen Kopf. Und dann ist da noch das Kratzen des Füllers. Mal schnell, mal langsam huscht er über das Papier. Er hinterlässt Spuren. Die tiefblaue Tinte formt Wörter, dann Sätze und Geschichten. Jeder Tropfen versickert im weißen Papier und formt den Teil eines großen Ganzen. Meine Gedanken, meine Geschichten. In Form von Buchstaben und Sätzen versuche ich sie zu ordnen, Sie in den Griff zu bekommen. Und ihnen zu entfliehen. Die Tinte ist wie Blut für mich. Blaues Blut. Durch sie versuche ich meine Gedanken los zu werden. Ich versuche aus dieser Welt zu entkommen. In eine andere Welt. Eine, die mir gehört und die ich formen kann. Eine Welt, die anders ist als meine jetzige.

Jeder von uns hat eine Geschichte. Jeder hat eine, so wie ich meine habe. Und vielleicht ist meine anders als eure, aber trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten. Es ist kein Grund jemanden zu verachten, nur weil sich seine Geschichte von euren unterscheidet. So wie ihr trage ich meine tief in mir drin, ihr habt nur ein paar mehr Statisten an den Stellen wo ich oft alleine bin. Und jedes Mal wenn ich das merke, möchte ich fliehen. Vor all dem was da draußen vor sich geht. Ich versuche mich in meine eigene Welt zu verkriechen. Dorthin wo ich meine Geschichte Buchstabe für Buchstabe selbst verfassen kann. Wo ich erschaffen kann was ich brauche. Wo ich sein kann wie ich bin. Dort schaut mich niemand komisch an. Keiner macht sich über mich lustig. Aber es fragt auch keiner was los ist. Ich erschaffe meine eigene Welt, fliehe dort hin. Aber bin dort auch alleine..
Alles schreibe ich auch um es fest zu halten. Und um Ratschläge zu geben. Aber jetzt fällt mir keiner mehr ein. Ich weiß selbst nicht was ich tun soll. Die Wörter, die Bilder formen. Und die Sätze, die ich verfasse. Sie sind weg. Das Blatt Papier, es kommt mir so leer vor. Wo sind die Buchstaben hin? Meine Geschichten? Sie sind verblasst. Weil ich nicht mehr standhalten konnten. Weil ich mich verkrochen habe und schwach geworden bin. Ich habe aufgegeben. Aber ich hätte es nicht tun dürfen. Doch sicher bin ich mir nicht. Wenn das alles so ist, dann will ich das jetzt ändern. Denn was nützt es, hier eine Welt zu formen in der jeder richtig handelt, wenn das nur in meinem Kopf geschieht? Ich möchte dass sich auch in der realen Welt etwas verändert. Wir müssen anfangen unsere Geschichten zu verstehen.  Jeder von uns kennt seine. Ich kenne meine auch und möchte sie selbst zu Ende schreiben. Ich will sie nicht von anderen schreiben lassen, sondern zusammen mit anderen! Niemand soll mir den Stift aus der Hand nehmen. Ich schreibe für mich und mit anderen. Und ich wünsche mir dass es bei allen anderen auch so ist. Ich wünsche mir dass ihr eure Geschichten nicht nur träumt, sondern auch lebt. Und anderen helft es euch gleich zutun. Wir sind alle Geschichtenschreiber unserer eigenen Geschichte. Deshalb können wir auch selbst entscheiden was wir machen werden. Und ich werde weiter schreiben. An meiner Geschichte und ich will versuchen anderen zu helfen, wenn sie Hilfe brauchen. Das ist was ich in meiner Welt haben möchte.
Mein Blatt hat sich wieder gefüllt. Ich hoffe dass jeder versteht was ich schreibe, denn ich verstehe es manchmal selbst nicht. Ihr dürft nur nie vergessen, dass ihr eure Geschichte selbst schreibt und selbst entscheiden könnt was ihr tut. Ich habe damit schon angefangen und hoffe dass auch jemand anderes es tun wird. Es ist so leicht darüber zu schreiben. Was wir schreiben das denken und wollen wir. Und was wir wollen können wir auch. Es wird Zeit das ihr auch anfangt. Ich weiß dass ihr es könnt. Nehmt eure Geschichte selbst in die Hand. Schreibt für euch und habt keine Angst vor euren Gedanken auch wenn ihr denkt sie sind verrückt. Lasst euch nichts von anderen einreden uns steht zu eurem Denken. Schreibt eure Geschichte für euch, und helft denen, die euch verurteilen. Fangt an, an eurer eigenen  Geschichte, an eurem eigenen Leben zu arbeiten..